222 Tage Asien – Backpacking & Kulturschock in 13 Ländern

Cherry blossom trees in a king's palace in Korea

In 222 Tagen habe ich 13 verschiedene Länder bereist. Alles begann mit meinem Auslandssemester in Seoul Ende August 2016. Danach ging es von Peking bis nach Bali. Die Reise endete schließlich mit einem letzten Zwischenstopp in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Während der gesamten Zeit lernte ich eine Menge übers Backpacken, andere Kulturen, mit wenig Geld auszukommen und knüpfte viele neue Freundschaften.

Young woman sitting infront of a gate of a Korean palace

Alles begann im Januar 2016, als ich mich für ein Auslandssemester in Südkorea bewarb und bereits ein gutes halbes Jahr später saß ich im Flieger nach Seoul. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mir das Land für mein Auslandssemester aussuchte: Ich wollte eines, welches komplett anders war als jedes, dass ich je zuvor bereist hatte. Ich habe es quasi auf einen Kulturschock angelegt: eine andere Sprache, Schriftzeichen, Essen, Kultur, Architektur und Geschichte. Als ich dann in Seoul ankam, erwarteten mich eine Menge Herausforderungen, aber auch viel Begeisterung. Beispielsweise war das Essen zu allererst viel zu scharf für mich. Ich konnte eine Woche nur weiches Brot essen, weil mein Magen mit der Essensumstellung nicht klar kam. Und einmal wurden ein Freund und ich von einer Ajumma (das Wort bezeichnet im Koreanischen Frauen mittleren Alters) aus ihrem Restaurant geworfen (na ja, um genau zu sein, kamen wir erst gar nicht rein), weil wir nicht fließend Koreanisch sprachen – aber keine Sorge, ich bin mir sicher, dass das eine einmalige Erfahrung war. Trotzdem war es Liebe auf den ersten Blick. Ich habe mich von Anfang superwohl in Südkorea gefühlt. Du kannst mehr von meinen ersten Eindrücken in meinem Blogbeitrag Uni, Hangul & Samul Nori – Meine erste Woche in Seoul lesen.

Die Angst vorm Alleine reisen

Aber Korea war nur der erste Teil meiner Reisen durch Asien. Noch in Berlin hatte ich ein deutsches Pärchen auf einer WG-Party kennengelernt. Anni und Alex waren kurz vor mir in Seoul gewesen. Sie erzählten mir von ihrem Auslandssemester und wie sie im Anschluss durch Asien gereist waren. Das Wintersemester in Korea endet Mitte Dezember, das Sommersemester in Deutschland startet Mitte April – Das bedeutete fast vier Monate Zeit zum Reisen. Ich war einerseits wirklich begeistert von dieser Möglichkeit, aber zugleich auch etwas eingeschüchtert. Und zudem auch ein bisschen neidisch auf die beiden, dass sie gemeinsam reisen und all diese Abenteuer zusammen erleben konnten. Würde ich wirklich mutig genug sein, um vier Monate alleine durch die Welt zu reisen? – Weit weg von zuhause, von irgendjemand den ich kenne und ohne die Sprachkenntnisse. Auch der Fakt, dass ich eine allein reisende Frau bin, trug seinen Teil zu meinen (Selbst-)Zweifeln bei. Das war auf jeden Fall ein Schritt aus meiner Komfortzone. Aber es dauerte nicht lange, bis ich realisierte, dass dies meine Chance war, etwas mehr von der Welt zu sehen und dass die Begeisterung über diese Möglichkeit deutlich größer war als jeder Zweifel.

Reisen ist kein Wettrennen

Silvester 2016 startete ich den zweiten Teil meiner Reise. Ich nahm einen Flug nach Peking, von dort ging es weiter nach Hongkong, ich fuhr für einen Tagesausflug nach Macau und flog schließlich weiter in den Vietnam. Am Anfang hatte ich das Gefühl so viel wie möglich sehen zu müssen. Ich hatte nur zwei Wochen im Vietnam. Meine Tage waren vollgestopft mit Aktivitäten. Ich blieb überall nur für ein bis zwei Nächte und reiste in Schlafbussen, um Tage (und Geld) zu sparen.
Nach meinen Reisen in den Vietnam realisierte ich endlich so funktioniert Backpacking nicht, vor allem wenn man für längere Zeit verreist. Den ganzen Tag unterwegs sein und neues Entdecken ist großartig für einen zwei Wochen Urlaub, aber das für weitere drei Monate durchzuhalten, würde am Ende einfach nur anstrengend werden. Daher entschied mich dazu, mich selbst etwas auszubremsen. Mein Anfängerfehler war auch einer der Hauptgründe, weshalb ich insgesamt so viele Länder in einer relativ kurzen Zeit bereiste. Es war meiner Naivität, meinem Unwissen und natürlich dem einfachsten Grund geschuldet, dass ich mich schlicht nicht entscheiden konnte, welches Land ich zuerst bereisen sollte. Letztendlich musste ich unterwegs lernen, mir einzelne Reiseziele auszusuchen, um mir insgesamt lieber etwas mehr Zeit zu lassen, als am Ende in der ganzen Eile die Hälfte zu verpassen.

Mein Budget – 10 $ am Tag

Schnelles Reisen ist nicht nur anstrengend, sondern auch teurer. Zum einen hast du ein deutlich kleineres Zeitfenster, um eine geeignete Weiterfahrt zu finden, zum anderen gibst du deutlich mehr Geld für Eintrittsgelder aus, wenn du versuchst, alles in einen Tag zu stopfen.
Ich hatte ein begrenztes Budget von 10 $ am Tag, inklusive Verpflegung und Unterkunft. Es war (und ist) definitiv möglich, mit einem begrenzten Budget durch Südostasien zu reisen. I wählte immer die günstigsten Schlafsäle in den Hostels oder nutze Couchsurfing, ich aß eine Menge Street Food, nutze die öffentlichen Verkehrsmittel und fragte das Personal meines Hostels nach . Allerdings erlaubte ich mir auch pro Land eine teurere Aktivität oder einen Ausflug. Ich war Kajaken zwischen den 4.000 Inseln in Laos, ging Schnorcheln und auf eine Vollmond-Party in Thailand, besuchte die Verbotene Stadt in Peking sowie die berühmten Tempel von Angkor Wat in Kambodscha und die Gardes by the Bay in Singapur. Meine Reisen endeten nach drei Monaten auf Bali. Von dort reiste ich zurück nach Seoul und mit einem kurzen Zwischenstopp in den Vereinigten Arabischen Emiraten schließlich zurück nach Berlin.

Während meines Semesters in Seoul flog ich für fünf Tage nach Tokio und habe darüber hinaus noch andere Orte in Südkorea besucht, wie die Grenze zu Nordkorea, die Insel Jeju, die zweitgrößte Stadt Busan und eine Insel mitten in Korea Nami Island. An Silvester flog ich nach Peking, wovon ich meine Reise quer durch Südostasien begann – nach Hongkong, Macau, den Vietnam, Laos, Kambodscha, Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien und auf dem Rückweg von Korea in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Alleine, aber niemals einsam

Zu Beginn war eine meiner Ängste, dass ich auf meinen Reisen alleine und vielleicht sogar einsam sein würde. Aber jede*r der*die schon mal Backpacken war und sich seinen Schlafsaal mit anderen geteilt hat weiß: Du bist niemals alleine, vor allem nicht, wenn du es nicht sein willst! Die Backpacker-Community ist riesig. In jedem Hostel triffst du auf neue inspirierende Menschen aus der ganzen Welt. Ich habe Stunden damit verbracht, anderen zuzuhören, mir von ihren Reisegeschichten erzählen zu lassen und zusammen Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Ich fuhr sogar mit anderen Backpackern Motorrad, ging zusammen auf Partys und lernte eine Menge über andere Kulturen. Aber nicht nur die anderen Reisenden sind weltoffen, auch sämtliche Einheimische, die ich in der Zeit kennenlernte. Ich redete mit den Mitarbeitern meines Hostels oder Homestays, nutze Hangouts für gemeinsame Treffen und Couchsurfing als Möglichkeit, weitere Menschen kennenzulernen sowie der Kultur des Landes näher zu kommen. Eine meiner Lieblingserinnerungen ist, als ich bei Ratha und seiner Familie in Siem Reap schlief (lese mehr darüber hier: Couchsurfing in Kambodscha) oder bei Stella in Macau – Sie ist super lieb, auch wenn sie mich dazu zwang, meine ersten Hühnerfüße zu probieren (ich bin leider kein Fan, so sorry). Aber auch wie ich Lan in Hoi An traf. Sie arbeitete in dem Homestay, in dem ich für zwei Nächte schlief. Sie war wirklich süß. An einem Tag, als ich gerade noch am Überlegen war, wie ich meinen Tag verbringen sollte, brachte sie mir extra etwas von dem Essen, dass sie eigentlich nur für das Personal gekocht hatte. Es gab Reis mit Fleisch und Gemüse. Besonders die Soße dazu war unglaublich lecker.
Es war wirklich inspirierend, all diese Menschen auf meinen Reisen kennenzulernen und mehr von ihren Geschichten, Leben, Kulturen und Lebenszielen zu erfahren. Manche von ihnen sind schon einige Jahre unterwegs. Reisen ist das Gegenteil von Einsamkeit; du wirst am Ende eher noch einige Freunde mehr haben.

Bis hierhin ist das erst mal alles, was ich über Asien erzählen möchte. Ich werde euch noch Stück für Stück mehr von meinen Reisen berichten. Also bleibt dran und lest von meinen verrückten, lustigen und abenteuerlichen Geschichten aus Asien.

Zuerst geschrieben am Montag, den 22. Mai 2017: Du hast den Beitrag 222 Tage Asien – Backpacking & Kulturschock in 13 Ländern auf My Travel Journal-Blog gelesen.

Couchsurfing in Cambodia

Couchsurfing in Kambodscha – Hühnerfüße, ein schreiendes Nachbarskind, gerollte Eiscreme und neue Kulturen.

Was ist Couchsurfing?
Couchsurfing ist eine der bekanntesten, kommerziellen Platformen, um eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit weltweit zu finden. Nutzer bieten ihr Sofa und ihr Zuhause zur freien Übernachtung an. Viele Mitglieder nutzen Couchsurfing nicht nur, um ene kostenlose Unterkunft zu finden, sondern auch um Leute aus der ganzen Welt zu treffen, um neue Freunde zu finden oder Reisebegeleiter, um Sprachen auszutauschen oder um mehr über andere Kulturen zu lernen. Couchsurfing wurde 2004 gegründet.

Nachdem ich meine Pläne – nach Siem Reap zu kommen – auf Couchsurfing geteilt hatte, bekam ich prompt eine Einladung von Ratha, um für zwei Nächte bei ihm und seinen Freunden zu bleiben. Ich nahm die Einladung dankend an, zumal ich ziemlich neugierig war mehr über Kambodscha und dessen Kultur zu erfahren – und welche bessere Möglichkeit gibt es, als bei Kambodschanern zu leben. Ratha arbeitet in seiner Heimatstadt als Tour-Guide, sein Freund Veann, welcher mit ihm zusammen wohnt, hat sein eigenes Tuk Tuk. Er war auch derjenige, der mir anbot mich morgens von meinem Hostel abzuholen, in dem ich die ersten Nächte verbracht hatte.

Ratha lebt mit zwei seiner besten Freunde zusammen, sowie dessen Frau und kleinem Bruder. Sie teilen sich eine kleine Wohnung mit drei Schlafzimmern, einem Bad, einer kleinen Küche und dem Eingang, welcher als Art Gemeinschaftsraum dient. Außerdem haben sie noch eine kleinere Wohnung nebenan. Ich war nicht Rathas einziger Gast von Couchsurfing. Er ließ noch ein Pärchen aus Russland, Akhil aus Indien, eine ältere Dame von den Philippinen und ein Mann aus den USA in der Wohnung übernachten. Aber ich bekam trotzdem ein eigenes Zimmer für mich. Um genau zu sein bestand Veann darauf mir seinen Raum zu geben, da ich seiner Meinung nach als Frau meine eigenen Räumlichkeiten bräuchte. Das Zimmer war relativ klein und einfach eingerichtet, viel mehr außer ein Bett stand nicht darin. Das war aber nicht das einzige Mal, dass ich die warmherzige Gastfreundschaft der Kambodschaner kennenlernte.

Kambodschanisches Abendessen

Akhil und ich verbrachten die Nacht mit der Familie und teilten uns das Abendessen miteinander. Wir saßen in einem Kreis auf dem Boden, in der Mitte die Teller und Töpfe mit frisch gekochtem Essen wie Suppe mit Fischbällchen, Gemüse, Fleisch, Curry und kambodschanische Pfannkuchen.

Gerollte Eiscreme

Nach dem Abendessen führte Ratha uns noch ein bisschen durch Siem Reap. Es ist schon praktisch, wenn dein Gastgeber ein Tourguide ist. Wir besuchten die unterschiedlichen Stände des Nachtmarkts im Stadtzentrum. Dort bekamen wir auch ein kleines Dessert – Ice Cream Rolls (Eiscreme Röllchen) or Stir-fried Ice Cream (gebratenes Eis). Das Besondere an diesem Eis ist, dass es frisch zubereitet wird. Der Eisverkäufer verteilt eine Masse, meist bestehend aus Milch, Sahne und Zucker, auf einer Stahlplatte, fügt verschiedene Geschmacksrichtungen (Toppings) hinzu und verteilt das Ganze mit zwei Spachteln auf der Platte. Die Eiscreme wird gleichmäßig auf der Stahlplatte verteilt, in Stücke geschnitten und zusammen gerollt. Ich wählte Erdbeeren und Nutella für meine Rollen – sehr lecker.

Ein Video über die Herstellung des Rolled Ice auf dem Nachtmarkt von Siem Reap.

Wenn der Nachbarjunge schreit …

… oder es Zeit zum Baden ist. Ich hatte bereits eine kalte Dusche am Morgen hinter mir, da die Wohnungen – ähnlich wie viele andere, günstigere Hostels – kein warmes Wasser haben. Selbst an den kältesten Tagen sind es durchschnittlich noch rund 22 Grad in Siem Reap. Trotz allem war es eine gewisse Überwindung für mich unter die kalte Dusche zu springen. Als ich später im Wohnzimmer saß, hörte ich plötzlich ein lautes Schreien vom Nachbarsjungen. Zunächst war ich etwas irritiert, aber ein paar Minuten später sah ich ihn dann in ein Handtuch gewickelt auf dem Arm seiner Mutter. Da wurde mir klar, dass auch er wohl gerade erst ein kaltes Bad hinter sich hatte.

Abenteuer in Phonm Penh

Ich nutze Couchsurfing auch immer wieder gerne, um Menschen aus anderen Städten zu treffen. Das können andere Reisende sein oder auch Locals. Diesmal traf ich mich mit Theara in Siem Reap und mit Phearum in Phonm Penh – beide Kambodschaner – um etwas die jeweiligen Orte kennenzulernen. Es hat auf jeden Fall Vorteile mit Leuten unterwegs zu sein, welche die Stadt und die Sehenswürdigkeiten kennen. In Phnom Penh holte mich Phearum extra mit seinem Motorroller ab, um gemeinsam mit mir zu Abend zu essen. Er brachte mich zu einem lokalen Restaurant, quasi open-air und gleich neben einer kleinen Straße. Soweit ich sehen konnte, waren hier keine anderen Touristen. Ich machte den Fehler ihm die Wahl des Essens zu überlassen – meine einzige Bedingung war, dass er kein Seafood bestellen sollte. Phearum bestellte eine Portion Hühnerfüße (diese habe ich bereits in Macao probiert und war vielleicht nicht gerade der größte Fan) – gummiartiges Fleisch und eine Menge Knochen zum Ausspucken. Außerdem gab es Schnecken – mein erstes Mal und ich fürchte auch das wird nicht auf meiner Lieblingsessensliste landen. Und zu guter Letzt noch eine Art Pfannkuchen, welchen ich bereits in einer ähnlichen Form im Vietnam probiert hatte. Diese sind mit Huhn, Sojasprossen und mini Shrimps gefüllt – also nicht ganz ohne Seafood. Aber die Pfannkuchen sind ehrlich gesagt richtig lecker und ziemlich bekannt in Kambodscha.

Danke
An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen und ein großes Dankeschön an all die lieben Leute aussprechen, welche ich in Kambodscha kennengelernt habe. Ein besonderer Dank gilt Ratha, Veann und ihrer Familie – Danke, dass ihr mich aufgenommen habt, mit mir Siem Reap besucht und euer Essen mit mir geteilt habt <3.