Die Jagd nach den Polarlichtern

Northern Lights in Tromso

Die Polarlichter sind eines der ältesten Geheimnisse der Natur und wahrscheinlich auf so ziemlich jeder Reise-Bucketlist. Dieser Guide bietet dir alle Infos über die Nordlichter, die du benötigst. Außerdem werde ich meine Erfahrungen mit dir teilen und die Frage beantworten, ob sich eine Polarlichtertour lohnt. 

Northern Lights in Tromso

Nordlichter zu sehen war schon so ziemlich immer auf meiner Reise-Bucketlist. Im März 2022 hatte ich endlich genug Geld zusammen gespart, um meinen Traum in die Tat umzusetzen. Also buchte ich einen Flug nach Tromsø, eine der nördlichsten Städte Norwegens. Tromsø ist quasi auf jeder Top 10 Liste von Orten weltweit, an denen man die Nordlichter am besten sehen kann.

💡 Informationen über die Nordlichter
Die Nordlichter sind Teil verschiedenster Legenden, Mythen und Sagen. Früher wurden sie als Zeichen Gottes oder eine Botschaft von verstorbenen Menschen gedeutet. Meistens wurden sie jedoch als schlechte Vorhersagen verstanden und hatten daher eine ganz andere Bedeutung als heutzutage.
Die Polarlichter sind ein natürliches Licht, welches durch eine Störung in der Magnetatmosphäre ausgelöst wird, welche wiederum durch Sonnenwind entsteht. Die Lichter existieren an beiden Polen der Erde. Im Norden werden sie Nordlichter oder Aurora Borealis genannt. Die Lichter im Süden werden Südlichter oder Aurora Australis genannt. Die Nordlichter sind jedoch die bekannteren, da sie leichter zu erreichen sind und die meisten Regionen im Norden, von denen man sie sehen kann, bewohnt sind. Die Polarlichter können verschiedene Farben haben, die häufigste ist grün. Sie können jedoch auch rot, violett und blau sein.

Wo kannst du die Nordlichter sehen?

Normalerweise lassen sich die Nordlichter vom 60. Breitengrad aus beobachten. Seltener kann man sie aber auch auf einem niedrigeren Breitengrad bis Mitteleuropa und damit sogar über Deutschland sehen. Das kann passieren, wenn es in Kombination mit den richtigen Wetterbedingungen (Winter und klare Nächte) eine sehr starke Sonneneruption gibt. Aber natürlich habt ihr bessere Chancen, die Lichter zu sehen, wenn ihr in den Norden reist. Neben Nordnorwegen (einschließlich Spitzbergen) eignen sich auch der Norden von Kanada, Alaska, Grönland, Island sowie der Norden von Finnland, Schweden und Sibirien zur Beobachtung von Nordlichtern. Die Südlichter sind am besten von der Antarktis aus zu sehen.

Wann ist die beste Zeit, um Nordlichter zu sehen?

Nordlichter lassen sich normalerweise am besten jährlich zwischen September und März beobachten (die Südlichter sind in der umgekehrten Zeit zwischen März und September zu sehen). Danach werden die Tage zu lang und der Himmel zu hell. Während des Sommers geht die Sonne gar nicht mehr unter, man spricht von der Mitternachtssonne. Im Winter ist es das genaue Gegenteil. Besonders zwischen November und Januar ist es beinahe den gesamten Tag dunkel. An manchen Tagen geht die Sonne gar nicht auf oder wirkt zumindest eher wie in einer dauerhaften Dämmerung. Während dieser drei Monate liegen die Durchschnittswerte der Sonnenstunden zwischen 0,1 und 3 Stunden. Allerdings lässt sich Norwegen so ganz ohne Licht auch nur schwer erkunden.
Die Nordlichter sind normalerweise zu Beginn und Ende ihrer Saison am stärksten, also im September und Ende März.

Northern Lights in Tromso
Ich war ziemlich aufgeregt die Nordlichter zum ersten Mal zu sehen.

❗️ 5 Tipps für deine eigene Reise
1) Bringe genug Zeit mit
Zunächst solltest du ausreichend Zeit einplanen, um die Polarlichter tatsächlich sehen zu können. Denn du benötigst nicht nur die richtigen Wetterbedingungen, sondern auch einen Funken Glück. Wir hatten eine Woche in Tromsø eingeplant, um mehrere Nächte die Chance zu haben, die magischen Lichter tatsächlich zu sehen. An einem hat es dann tatsächlich auch geklappt.
2) Achte auf das Wetter und den Mondkalender
Der Rat, sich vorher die Wettervorhersage anzuschauen, ist zwar ein netter, aber auch ein eher nutzloser, da die meisten ihre Flüge natürlich schon Monate im Voraus kaufen, wenn die Wettervorhersagen (wenn überhaupt schon vorhanden) eher einem Glücksspiel entsprechen. Trotzdem kann es sich lohnen, dir vorher schon mal die üblichen Durchschnittswerte für die Anzahl der Regentage und Sonnenstunden für dein Reiseziel und den jeweiligen Monat anzuschauen.
Während die Wettervorhersage etwas schwieriger vorauszusagen ist, gilt dies nicht für den Mondkalender. Du kannst bereits vorab prüfen, in welcher Phase der Mond während deines Aufenthalts sein wird. Da die Nordlichter am besten bei dunklem Nachthimmel beobachtet werden können, solltest du am besten Neumond für deine Reise wählen.
3) Installiere eine Aurora-App
In den App-Stores deines Handys kannst du diverse Aurora-Apps finden. Sie zeigen dir den KP-Index (je höher, desto weiter südlich sind sie sichtbar, das Maximum liegt bei 9 und beschreibt die Stärke der geomagnetischen Aktivität), wie bewölkt der Himmel sein wird (natürlich ist hier weniger mehr) und eine Prozentzahl, die berechnet, wie gut deine Chancen in den nächsten Minuten, Stunden, Tagen oder sogar Wochen sind, um die Polarlichter zu sehen. Normalerweise verfügt die App auch über einen Alert, der dich benachrichtigt, sobald die Chancen an deinem Standort besonders hoch sind und du möglicherweise in den nächsten Minuten die Lichter sehen könntest.
Für Norwegen kannst du auch die offizielle Seite Norwegens nutzen: norway-polarlights.com.
4) Sei mobil
Nordlichter sind wie auch Sterne am besten in einer dunklen Umgebung sichtbar. Deswegen solltest du mobil bleiben und die Städte mit ihren Lichtern hinter dir lassen. Am besten ist die Sicht von einer großflächigen und flachen Stelle. Das genaue Auftauchen für die Nordlichter ist oft nur schwer vorhersagbar. Wenn du ein Fahrzeug mietest, kannst du daher leichter die (meist abgeschiedenen) Orte erreichen, um eine optimale Sicht auf die Polarlichter zu haben.
5) Sei vorbereitet
Das Warten auf die Nordlichter kann manchmal zur Geduldsprobe werden. Bringe warme Kleidung, heiße Getränke und vielleicht sogar etwas Essen mit. Falls du Fotos machen möchtest, bringe die richtige Ausrüstung wie Stativ und aufgeladene Ersatzakkus mit (die Kamera verbraucht in der Kälte besonders schnell seine Energie). Achte darauf, dass deine Kamera bereits richtig eingestellt ist. Schalte deinen Autofokus aus und wähle eine niedrige Belichtungszeit. Manchmal erscheinen die Polarlichter nur für wenige Minuten und beginnen schnell wieder zu verblassen, dann ist gut, wenn du bereits alles vorbereitet hast.

Wie sehen die Nordlichter aus?

Ich habe mal gelesen, dass jede*r  die Nordlichter etwas anders wahrnimmt. Es ist wohl wichtig zu erwähnen, dass die Polarlichter mit bloßem Auge nicht so stark zu sehen sind wie auf den Fotos, die man von ihnen kennt. Es ist viel einfacher, sie auf dem Bildschirm deiner Digitalkamera zu sehen. Bei mir war es genauso. Ich sah die Lichter zuallererst auf meiner Kamera, aber mit der Zeit wurden sie stärker. Für mich war die grüne Intensität in der Realität weit schwächer, als sie auf meinen Fotos zu sehen ist, ich habe sie mehr als ein glänzendes Schimmern wahrgenommen, was über den Himmel tanzte. Es war wirklich magisch, sie zum ersten Mal zu sehen.

Northern Lights in Tromso
Das erste Foto von Polarlichtern wurde 1892 von den deutschen Astronomen Martin Brendel und Otto Baschin aufgenommen worden.
Was kannst du von einer Nordlichter-Tour erwarten?

Es gibt ein riesiges Angebot an Nordlichter-Touren in Nordnorwegen, die teilweise eine ordentliche Preisspanne aufweisen. Normalerweise kostet eine Tour zwischen 100 und 150 €. Am günstigsten sind die Touren in großen Gruppen, meistens mit bis zu 40 Personen. Ich würde dir aber raten, darauf zu achten, dass die Gruppengröße eher klein gehalten wird. Meiner Meinung nach bieten kleine Gruppen ein besseres Erlebnis. Wähle einen kleinen Bus mit maximal 8 bis 10 Personen und eine*m Tourguide, der über Nordlichter Bescheid weiß und dir etwas über sie erzählen kann. Die meisten Tourleiter*innen werden dir auch bei deinen Kameraeinstellungen helfen, damit du das Beste aus deiner (Handy-) Kamera herausholen kannst. Die Touren bieten normalerweise auch weitere Extras wie Schneeanzüge, Stative, heiße Schokolade, ein paar Kekse oder sogar eine ganze Mahlzeit an. Die meisten teilen auch ihr professionell fotografiertes Fotomaterial aus der Nacht, sodass du dich selbst mehr auf das eigentliche Ereignis konzentrieren kannst, anstatt zu versuchen, das beste Foto zu schießen.

Abhängig von den Wetterbedingungen und den Chancen, die Nordlichter in den verschiedenen Regionen zu sehen, kann die Tour unterschiedlich lange dauern. Mein Guide erzählte bei unserer Tour, dass er die Chancen für die verschiedenen Gegenden am gleichen Tag berechnet und daher meist erst wenige Stunden vor der Fahrt entscheide, wohin er tatsächlich fährt. Manchmal führt ihn das bis zu 2,5 Stunden an die finnische Grenze. Daher kann die Tour auch alles zwischen 2 und 9 Stunden dauern, je nachdem wie weit der Guide fahren muss und zu welcher Uhrzeit sich die Nordlichter zeigen.  

Northern Lights tour in Tromso, with a bonfire

Ist eine Nordlicht-Tour ihr Geld wert?

Ich würde eine Tour alles in allem weiterempfehlen, es ist sicherlich auch davon abhängig, wie viel Glück du mit dem Wetter vor Ort hast. Manchmal sind die Nordlichter sogar direkt über der Stadt sichtbar. Meistens sind deine Chancen aber deutlich besser, wenn du dir ein Auto mietest und schaust, an welchem Ort die Wahrscheinlichkeit auf Polarlichter an diesem Abend am höchsten ist. Aber gerade wenn du alleine unterwegs und mit der Umgebung nicht besonders vertraut bist, kann dir eine Tour helfen, dich weniger mit der vorigen Planung zu stressen. Zudem brauchst du keine Angst vor langen Fahrt und der Müdigkeit auf der Rückfahrt zu bekommen. Wenn es deine erste Begegnung mit Polarlichtern ist, kann dir der professionelle Guide auch helfen, sie deutlich schneller zu entdecken. Das ist bei nur schwachen Lichtern nämlich anfangs gar nicht so einfach.

Die meisten kleineren Guides sind in der Regel miteinander vernetzt, um die besten Spots für Nordlichter zu finden. Ich habe wirklich gute Erfahrungen mit meinem Guide gemacht, da er nach wie vor vollkommen verzaubert von dem Anblick der Nordlichter war und seine Leidenschaft und dieses einzigartige Erlebnis mit uns teilen wollte.

Noch einige letzte Tipps zur Buchung …

Falls du jetzt also mit dem Gedanken spielen solltest, eine Nordlichter-Tour zu buchen, hier noch ein kleiner Tipp für dich: Lege die Tour auf den Beginn deines Urlaubs. Ich verstehe total den Impuls, sich das Beste für das Ende der Reise aufheben zu wollen, aber da zu der Beobachtung der Lichter auch etwas Glück und gute Wetterbedingungen gehören, wirst du dir wirklich dankbar sein, wenn du es möglichst an den Anfang deiner Reise packst. Denn dann kannst du die Tour – wenn nötig – nach hinten verschieben. Zumindest in Tromsø war das Angebot auch so hoch, dass die Touren noch für den gleichen Tag gebucht werden konnten.
Stell außerdem sicher, dass dein Reiseleiter*in die Tour bei schlechten (Wetter-) Bedingungen absagt. Manche haben im Kleingedruckten stehen, dass sie die Touren nur absagen, wenn es zu gefährlich ist, herumzufahren, aber nicht, wenn die Chancen generell niedrig sind (bspw. weil es zu bewölkt ist). Das ist vor allem wichtig, da du in aller Regel kein Geld zurückbekommst, auch wenn du Pech hattest und keine Nordlichter gesehen hast. Einige Anbieter gewähren dann allerdings eine zweite Tour zum halben Preis.

❗️ Tipp für ein günstiges Auto in Norwegen
Falls du beschließen solltest, alleine nach den Nordlichtern Ausschau zu halten, wäre es je nach Region ratsam, ein Auto zu mieten, um flexibler zu bleiben und die Lichter der Stadt hinter dir lassen zu können. Wir haben unser Auto bei einem Carsharing-Unternehmen gemietet, was in unserem Fall fast 60 % günstiger war als bei einem der Mietwagenanbieter. Wir haben Book a Wreck genutzt, ihr könnt sie direkt am Flughafen von Tromsø finden, sie sind aber auch in noch mehr Städten vertreten.

Egal wie du dich entscheidest, ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und natürlich Spaß beim Beobachten der Polarlichter.

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