Der heutige Blogbeitrag fällt etwas aus der Reihe – diesmal möchte ich über ehrenamtliches Arbeiten sprechen (ergo Arbeit, für die du nicht bezahlt wirst) und warum es eine großartige Möglichkeit für dich sein kann. (Als kurze Anmerkung: Ich rede von ehrenamtlichen Tätigkeiten in Form von Klubs, Organisationen und Vereinen – und nicht über ein Freiwilliges Soziales Jahr, kurz FSJ). In diesem Beitrag möchte ich mit euch über meine eigenen Erfahrungen und meine Studierendenorganisation AEGEE sprechen – und zumindest Letzteres hat auch wieder mit dem Thema Reisen zu tun.
Ehrenamtliches Arbeiten kann alle möglichen Bereiche und Lebensumstände einschließen. Ganz einfach definiert beschreibt es das unentgeltliche Arbeiten und anbieten seiner Freizeit – also quasi einen Gemeinschaftsdienst. Und natürlich ist es im Speziellen ein sehr interessantes Thema für jüngere Menschen, welche noch im Bildungssystem stecken wie der Schule, Universität oder in einer Ausbildung (wobei Letzteres es schwieriger macht, die Zeit zu finden – ich denke ich weiß wovon ich spreche, ich war auch schon in dem Lebensabschnitt). Prinzipiell gibt es aber keine Altersbeschränkungen, vor allem nicht nach hinten hinaus.
Ehrenämter können soziale Schwerpunkte beinhalten, womit es gerne in Verbindung gebracht wird. Doch auch andere Bereiche sind möglich, vor allem in Kultur, Sport oder auch Ökonomie. Es kann in Form eines Schulvereins sein oder einer Nachbarschaftsinitiative – das Wichtigste ist, dass es die eigenen Interessen unterstützt, immerhin investiert man seine Zeit unentgeltlich. Es gibt auch Organisationen welche ehrenamtliche Arbeiten in anderen Ländern anbieten und somit die Interessen ein Projekt kostenlos zu unterstützen, mit der Möglichkeit des Reisens verbinden. Der Hauptimpuls sollte jedoch bei der Verwirklichung des Projektes liegen. Vermutlich hängt es auch eng damit zusammen, wie stark ehrenamtliches Arbeiten von deinem Land unterstützt wird. Ich habe beispielsweise von Freunden aus den Niederlanden gehört, dass dort das Beitreten einer studentischen Initiative obligatorisch sei.
Ich bin in Deutschland aufgewachsen und habe das Gefühl, dass ehrenamtliche Tätigkeiten besonders in der Schule nicht besonders gut ausgebaut sind. In unsere Schule hatten wir nur eine sehr kleine Auswahl an verschiedenen Klubs, ich war Teil einer Kunst- und Computer-AG sowie später der Schülerzeitung. Aber ich denke für mich begann die wirklich wichtige freiwilligen Arbeit mit dem Studium. Zum Glück hatten wir einige studentische Organisationen, welche sich bei unserer Einführungsveranstaltung von meinem Hauptfach Theater- und Medienwissenschaft vorstellten. So kam es, dass ich direkt im ersten Semester dem Campusradio beitritt. Ein paar Jahre später – zum Beginn meines Masterstudiums in Berlin – trat ich dann auch der Studierendenorganisation AEGEE bei.
Was ist AEGEE? | |
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Ich möchte gerne die Möglichkeit nutzen und etwas über meine Studierendenorganisation AEGEE erzählen – denn es könnte interessant für dich sein (für den Fall, dass du in Europa lebst) – besonders da du Reisen zu Lieben scheinst. AEGEE ist ein studentisches Diskussionsforum und die Abkürzung für Association des Etats Généraux des Éstudiants de l’Europe – oder einfacher wir sind eine der größten interdisziplinären Studierendenorganisationen Europas. Wir streben für ein demokratisches und diverses Europa ohne Grenzen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb AEGEE auch Standorte hat, welche nicht zur Europäischen Union gehören. Wir sind eine Nichtregierungsorganisation, politisch unabhängig sowie eine Non-Profit Organisation. Unser Netzwerk beinhaltet rund 10.000 Mitglieder aus 160 Städten in über 40 Ländern – von den Kanarischen Inseln bis Sibirien. In meinen Augen unterstützt AEGEE vor allem den politischen und kulturellen Austausch zwischen jungen Menschen und bestärkt diese darin einen aktiven Part in der Gesellschaft einzunehmen. |
Meine verrückteste Erfahrung mit AEGEE
Bis heute bin ich mit AEGEE in zehn verschiedene Länder gereist. Hier habe ich an unterschiedlichen Aktivitäten und Sessions rund um Themen wie Geschichte und einheimische Kultur, Kunst, politische Diskussionen, Projekte und Persönlichkeitsentwicklung teilgenommen. Eine meiner Lieblingserinnerungen ist, wie ich als Delegierte zu einer Agora fuhr – unsere Mitgliederversammlung, zu der alle Locals (also Standorte) von AEGEE zusammenkommen (meist rund 700 Mitglieder aus unterschiedlichen Ländern) – um dort fünf Tage über die Zukunft von AEGEE und Europa zu diskutieren. Aber auch um Zeit mit meinen Freunden zu verbringen, welche ich über die letzten Jahre bei AEGEE kennengelernt habe und mit ihnen die Stadt zu erkunden (der Veranstaltungsort der Agora wechselt mit jedem Treffen). Du kannst über meine Zeit als Delegierte in meinem Artikel lesen (s.r.u., der Artikel ist auf Englisch).
Eine andere besondere Erfahrung war, als ich beschloss die Hauptverantwortliche für einen zweiwöchigen Austausch in Berlin mit 35 Teilnehmern aus ganz Europa zu werden. Der Austausch war Teil der Summer University (SU), eines der größten und ältesten Projekte in AEGEE, es startete 1988. Die Hauptidee und Gründungsgrund der SU waren die europäische Integration durch einen kulturellen Austausch zu stärken und die multikulturellen Dimensionen von Europa zu erforschen. Aber auch einen Ort zu erschaffen, an dem junge Menschen offen miteinander diskutieren und neue Menschen aus ganz Europa kennenlernen können. Eine Grundregel von AEGEE ist, all unsere Events für alle Mitglieder bezahlbar zu machen – was uns einen vorgeschriebenen finanziellen Rahmen gab. Es ist eine sehr wichtige Regel, aber machte es für uns ungleich schwerer, diesen Sommeraustausch nach unseren Vorstellungen zu organisieren. Jeder Teilnehmer zahlt nur 14 EUR pro Nacht. Hierfür bekommt er eine Unterkunft, zwei Mahlzeiten am Tag, das gesamte Programm, alle Sessions und die Fahrten während des Austauschs gestellt (wir fuhren an einen See, machten einen Tagesausflug nach Potsdam und verbrachten drei Tage in Dresden). Manchmal war es wirklich besonders herausfordernd für uns, aber letztlich haben wir den besten für uns möglichen Austausch veranstaltet – und ich glaube unsere Teilnehmer haben ihre Zeit in Deutschland wirklich genossen.
Was kann ehrenamtliches Arbeiten für dich tun?
In meinen Augen ist ehrenamtliche Arbeit mehr als nur seinen Lebenslauf aufzuhübschen (auch wenn das ein netter Nebeneffekt ist). Durch meine studentischen Initiativen konnte ich viel Eigenverantwortung übernehmen und bekam die Chance, eigene Projekte zu verwirklichen. Es immer deine eigene Entscheidung wie viel Zeit du investieren magst und kannst, aber ich genoss es wirklich all die Möglichkeiten auszukosten, die mir geboten wurden – und sogar die Leitung zu übernehmen. Es bietet dir die Chance eigene Ziele zu verwirklichen, kreativ oder auch aufgeschlossener zu sein, im Team zu arbeiten, neue Dinge und Ideen auszuprobieren ohne Angst vor dem Scheitern haben zu müssen (und deswegen deinen Job zu verlieren). Es gibt so viele unterschiedliche Aufgabenbereiche, welche ich austesten konnte. Ein anderer guter Punkt ist, dass ich tatsächlich eine Menge toller Leute kennengelernt habe – da sich alle von uns für die gleichen oder ähnliche Themen begeistern lassen, ist es so viel einfacher, gleiche Interessen zu finden.
Daher hoffe ich, dass ich euch überzeugen konnte ehrenamtliche Tätigkeiten auszutesten – schaut nach AGs in eurer Schule, tretet Studierendeninitiativen bei, sucht nach regionalen Projekten in eurer Umgebung oder sogar nach internationalen, an denen ihr teilnehmen könnt.
Oder vielleicht seid ihr auch längst ehrenamtlich tätig oder habt andere Gedanken zu dem Thema? Dann hinterlasst gerne einen Kommentar.