Jjimjilbang – Eine Nacht in einer koreanischen Sauna

Jjimjilbang

Wie ist es eine Nacht in einem Jjimjilbang zu verbringen? Ich habe es zusammen mit Lea aus Frankreich und Xiao Ying aus China, zwei meiner Kommilitoninnen aus Seoul ausprobiert. Dabei haben wir die Unterschiede zu herkömmlichen Saunen kennengelernt, uns Eier gegen den Kopf geschlagen und uns einen “Schafskopf” gebastelt.

Street of Seoul at night
💡 Was ist ein Jjimjilbang?
Ein Jjimjilbang (찜질방) ist ein koreanisches öffentliches Badehaus mit verschiedenen Saunen, Whirlpools, Duschen und einem Ruhebereich, welches normalerweise rund um die Uhr geöffnet ist. Gewöhnlich hat der Ort einen größeren Gemeinschaftsbereich ausgestattet mit Lounges und Fernsehern, Fitnessräumen, Restaurants, Schlafräumen und natürlich verschieden temperierten Saunen. In diesen Bereichen ist das Tragen von Kleidung vorgeschrieben, wobei man diese eigens für den Aufenthalt am Eingang ausgehändigt bekommt. Es gibt auch Bereiche, speziell unterteilt in Männer und Frauen mit Whirlpools, Dampfbädern, Duschen und manchmal auch Massagetischen. Hier wird sich nackt aufgehalten.

Kaum war unser Auslandssemester vorüber, schon hatte es unsere Uni relativ eilig uns wieder loszuwerden. Unsere Absolventenfeier hatten wir bereits zehn Tage zuvor gehabt – mit Zeremonie und Urkundenübergabe, wobei wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal unsere Abschlussprüfungen geschrieben hatten. Der letzte Tag Uni bedeutete gleichzeitig auch, dass wir aus unseren Studentenwohnheimen ausziehen mussten – wobei manche zwischen dem Auszug noch ihre letzten Prüfungen schreiben mussten, so wie meine Mitbewohnerin Jazz. Die Eile der Uni hing allerdings auch damit zusammen, dass direkt im Anschluss die neuen Studierenden einziehen sollten, die die Studentenwohnheime während der Semesterferien gemietet hatten.


Ich hatte für den nächsten Tag einen Bus nach Busan gebucht, der zweitgrößten Stadt Südkoreas mit rund 3,4 Millionen Einwohnern. Daher blieb mir aber auch noch eine (vorerst) letzte Nacht in Seoul – und wo hätte ich diese besser verbringen können als in einem Jjimjilbang.

Lea, Xiao Ying und ich trafen uns am frühen Abend, um in Sinchon – einem Studentenviertel in Seoul – zusammen zu essen und anschließend den Rest des Tages in einem koreanischen Badehaus in der Nachbarschaft zu verbringen. Das Jjimjilbang war vergleichsweise klein. Am Eingang bekamen wir zunächst Kleidung für unseren Aufenthalt – ein T-Shirt und eine kurze Jogginghose sowie zwei kleine Handtücher. Mein Outfit war in Schweinchenrosa. Nachdem wir unsere Sachen in Schließfächern am Eingang eingeschlossen hatten, waren wir bereit für eine erste Entdeckungstour.

Jjimjilbangs als Ersatz fürs Taxi
In einer der Saunen

Jjimjilbangs sind eine der günstigsten Übernachtungsmöglichkeiten in Südkorea. Je nach Größe kostet es normalerweise zwischen 10.000 und 12.000 Won (7,50-9 EUR) pro Besuch, wobei es noch mal etwas günstiger wird, wenn man nicht über Nacht bleibt. Tagsüber sind Jjimjilbangs ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und nachts dienen sie als günstige Unterkünfte nach der Arbeit oder für Partygänger (wenn man entweder zu betrunken ist, um seinen Haustürschlüssel zu finden oder die einzige Alternative – das Taxi – einfach zu teuer ist – Südkorea hat keinen öffentlichen Nachtverkehr).

Eine Sauna zum Quatschen, Lesen und Relaxen

Die Saunen unseres Jjimjilbangs waren in bunt-verzierten Iglus aus Stein untergebracht mit kleinen Guckfenstern zum Gemeinschaftsraum. Auf dem Boden der Saunen lagen Kieselsteine bedeckt mit einer hauchdünnen Matte, damit man sich nicht die Fußsohlen verbrennt. Die Iglus verfügen über eine dumpfe Beleuchtung. Die Atmosphäre ist ruhig und entspannend. Zumindest die Hauptsauna, in der wir saßen, war nicht zu heiß, sodass man es auch einige Zeit bequem darin aushalten konnte. Ein Jjimjilbang ist tatsächlich für längere Aufenthalte gedacht und unterscheidet sich von einer herkömmlichen Sauna durch seine Temperatur, diese liegt normalerweise zwischen 40 bis 70 Grad Celsius. Vom Gefühl her hat es mich an einen sehr heißen Sommertag erinnert. Diese Tage, an denen man bereits vom Herumsitzen schwitzt. Neben uns lag sogar ein Koreaner und hat gemütlich gelesen. Jjimjilbangs werden auch genutzt, um ein bisschen mit seinen Freunden zu quatschen oder einfach zum Entspannen. Um einiges heißer sind die Trockensaunen und Dampfbäder, die Art von Saunen, die ich auch aus Europa kenne. Diese haben für gewöhnlich Temperaturen zwischen 50 bis 100 Grad Celsius.

Ein Ofen als Sauna

Ich war ein paar Wochen später noch in einem deutlich größeren Jjimjilbang in Hongdae, einem anderen Studentenviertel in Seoul, welches direkt neben Sinchon liegt. Hier gab es eine größere Auswahl an Saunen. Darunter auch eine Art Ofen (한증막), diese sind um einiges heißer mit Temperaturen bis zu 135 Grad Celsius. In meinem Jjimjilbang war ein kleines rundes Steinhaus, das auch äußerlich an einen Ofen erinnerte, mit einem engen Durchgang, um die Hitze drinnen zu halten. Innen war es relativ dunkel, am anderen Ende war eine eingemauerte Feuerstelle, in der Kohle verbrannt wurde. Es war absolut still. Reden kostet bei der Hitze zu viel Energie. Jeder Besucher musste eine Sanduhr mit hineinnehmen, da man nur einige Minuten in der Sauna verbringen darf, um den Körper nicht zu überlasten. Ich setzte mich relativ weit an den Ausgang, da die Hitze nach hinten hin weiter zunahm.
Anders als bei den finnischen Saunen, die in Europa am weitesten verbreitet sind, verfügen die Saunen in Korea (für gewöhnlich) über keine Bänke, sondern alle Besucher sitzen direkt auf dem Boden – der meistens aus Stein besteht, versehen mit Matten oder Brettern. Zudem sauniert man in Korea mit Kleidung (außer in den speziell geschlechtergetrennten Bereichen).

Der Schafskopf – der Modetrend der Sauna

Lea, Xiao Ying und ich kamen in der Sauna relativ schnell mit drei Koreanerinnen in unserem Alter ins Gespräch – hier ist Saunieren definitiv auch was für junge Menschen als Abendbeschäftigung – statt Karaoke oder Kino. Wir hatten bemerkt, dass die Drei ihre Handtücher zu besonderen Hüten zusammen gefaltet trugen. Sie hatten sie an beiden Enden eingerollt. Ich habe gelesen, dass der Trend 2005 ausgelöst durch ein K-Drama (My Lovely Sam-Soon) nationale Bekanntheit erlangte und seitdem zu einer Art süßem Modetrend in der Sauna wurde. Wegen seines Aussehens wird er Schafskopf (Sheep head) genannt und hat dabei sogar noch einen praktischen Zweck. Das Handtuch um den Kopf soll zum einen dafür sorgen, dass man mehr schwitzt und zum anderen die Haare vor der Hitze schützen. Die drei Koreanerinnen brachten uns bereitwillig die richtige Falttechnik bei.

💡 Angezogen vs. nackt
Wie schon erwähnt Saunieren Koreaner in Kleidung. Die koreanische Etikette schreibt vor, dass man vor dem jeweils anderen Geschlecht angezogen bleibt. Weitaus lockerer geht es dabei in den geschlechtergetrennten Bereichen vor. Hier ist es wiederum üblich sich nackt zu zeigen. Das gilt sowohl für Saunen als auch für beispielsweise Umkleidekabinen öffentlicher Schwimmbäder (ließ dazu mehr über meinen Besuch in einem Wasserpark in Seoul in meinem Blogbeitrag über das tägliche Leben in Südkorea Pt.I).
Warum meine Freundin sich ihre Soja-Eier gegen den Kopf haute …

Jedes Jjimjilbang hat auch mindestens einen Kiosk, wenn nicht sogar ein Restaurant. Die beliebtesten Snacks sind in Sojasoße gedämpfte Eier und Sikhye, ein koreanisches Reisgetränk, welches in Bechern mit Strohhalm serviert wird. Ich habe gelesen, dass manche Eier sogar direkt in den ofenartigen und damit heißesten Saunen gegart werden. Meine Essens-Entscheidung fiel eher unüblich aus, da ich mich für Eis und ein koreanisches Bier entschied. Aber meine Freundin bestellte sich die berühmten Eier. Sie wollte versuchen sie mit einem Schlag gegen den Kopf zu öffnen (aber ich fürchte, sie würde diese Art Eier zu schälen nicht weiterempfehlen). Die Idee hatte sie tatsächlich aus einem K-Drama, das zu der Zeit im Fernsehen lief (The Legend of the Blue Sea). In diesem verbringt die weibliche Hauptcharaktere Shim Cheong (Jun Ji-hyun) eine Nacht in einem Jjimjilbang und öffnet dort die Eier auf besagte weise. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass mir das weniger eine übliche Weise des Eierschälens zu sein scheint, da die Hauptcharaktre in der Serie noch alle möglichen anderen ungewöhnlichen Umgangsweisen mit sich bringt. Zu ihrer Verteidigung: Sie ist eine Meerjungfrau.

Dampfbad und Whirlpool

Nach und nach probierten wir noch ein Dampfbad sowie einen Whirlpool im Frauenbereich aus, außerdem ließ ich mich in einem Massagesessel durchkneten. Letzteres war eigentlich ganz wohltuend, allerdings massierte einem der Sessel auch die Waden und Füße mit durch und das war wiederum doch eher unangenehm. Deshalb schummelte ich etwas und setze mich im Schneidersitz auf den Stuhl, um der Massage an meinen Beinen zu entgehen. Nach den vielen Saunagängen waren wir schließlich müde genug, um schlafen zu gehen. Es gab ein Gemeinschafts-Iglu für Männer und Frauen zum Schlafen. Da meine Kommilitonin aber nicht mit fremden Männern in einem Raum schlafen wollte, entschieden wir uns für einen Schlafraum speziell für Frauen. Diese sind mit dünnen Matten und harten Kissen ausgestattet. Der nächste Morgen wartete mit einer Dusche und dem Check-out.

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