Akihabara fasst vermutlich zusammen, was Leute im Kopf haben, wenn sie über die moderne und verrückte Pop-Kultur Japans sprechen. Wenn ich zurückdenke, erinnere ich mich an Puppen, Spielzeug, Cosplay, jeder Menge Automaten, Sex-Shops, Videospiele, Maid Cafés, Elektroartikel, Anime und natürlich Mangas. Dieses Mal nehme ich euch mit mir mit und stelle euch dieses einzigartige Viertel von Tokio vor.
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💡 Informationen über Akihabara
Akihabara (秋葉原) ist eine berühmte Gegend rund um die gleichnamige Metro Station in Japans Hauptstadt Tokio. Es ist bekannt für seine riesigen Einkaufszentren voller Elektroartikel, aber auch Videospiele, Mangas und Anime. Daher ist es auch der perfekte Ort für Otaku – das japanische Wort umschreibt Menschen, die ihre Freizeit am liebsten mit Anime und Mangas verbringen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Akihabara den Spitznamen Electric Town. |
Als ich das erste Mal nach Akihabara kam, war ich vollkommen überwältigt, aber auch fasziniert. Dieses bunte, leuchtende, verrückte und blinkende Viertel im Zentrum Tokios mit Hochhäusern eingewickelt in Werbeanzeigen. Akihabara (und Shibuya mit seinen vollgestopften Straßen – aber das ist ein anderes Thema) entspricht exakt meinen Vorstellungen vom modernen Teil Japans.
Automaten voller Essen, Figuren und Spielzeug
In Akihabara existieren Läden, welche nur mit verschiedenen Arten von Automaten vollgestopft sind. Diese reihen sich in endlosen Schlangen aneinander. Manche beinhalten Essen, manche Getränke – quasi alles was du dir vorstellen kannst. Von Softgetränken über Trinkpäckchen und Kaffee aus der Dose zu Kuchen aus Boxen, Süßigkeiten, allem möglichen Essen aus Dosen (anscheinend sogar heiße Suppe) und japanische Snacks (wir fanden sogar Insekten, quasi zum zwischendurch wegsnacken). Automaten ohne Essen beinhalteten für gewöhnlich Spielsachen und Kuscheltiere, Schlüsselanhänger, Süßes, Sticker, aber auch Figuren zum Sammeln. Wir fanden auch diese bunten Spielautomaten voller Plüschtiere, die man vom Volksfest in Deutschland kennt, welche mithilfe eines Greifarms in nur einem Versuch hinaus geangelt werden müssen. Außerdem haben sie Gashapon (ガシャポン), das sind Automaten, aus denen man eine Kapsel mit einem Überraschungsspielzeug zieht. Letzteres hat mich ehrlich gesagt ziemlich an den Kaugummiautomaten aus meiner Kindheit erinnert.
Ü18-Sammelfiguren
Manche der Läden bestanden einfach nur aus Vitrinen gefüllt mit allen möglichen Figuren und Puppen zum Verkauf. Wobei ich glaube, dass die wenigsten zum Spielen gedacht waren – zumindest ausgehend von den Menschen, die im Laden unterwegs waren. Viele der Figuren waren wohl eher zum Sammeln gedacht und teilweise erstaunlich teuer. In der hinteren Ecke des einen Ladens war sogar extra ein Bereich, welcher erst ab 18 Jahren zugänglich war, der durch Vorhänge verhüllt und auch extra vor Minderjährigen bewacht wurde. Dort waren leicht bekleidete oder nackte weibliche Figuren in sexuellen Posen und teilweise vollkommen utopischen Körperteilen ausgestellt. Die Ladeninhaber waren so schlau mit den Preisschildern die Genitalbereiche zu verdecken. Wobei ich mich ehrlich gesagt schon frage, was für ein Bild diese doch recht sexistischen Figuren widerspiegeln und wie es die Gesellschaft beeinflusst.
Pachinko – die Spielhallen Japans
Ein paar Meter weiter trafen wir auf Spielhallen, die in Japan als Pachinko (パチンコ) bezeichnet werden. Diese sind gefüllt mit Spielkonsolen, die meisten von ihnen im Anime-Style, Arcade-Spiele (das sind diese alten Spielautomaten mit Joystick und drei Knöpfen, die es in Deutschland vor allem in den 1970/80ern gab) und weiteren Spielgeräten, alles ausgerichtet auf Glücksspiele. Die Räume sind angefüllt mit blinkenden Bildschirmen, welche sich aneinanderreihen. Es war so laut, wegen der Musik und den Sounds von den Spielen, dass wir uns gegenseitig anschreien mussten, um uns zu verstehen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie es andere stundenlang in diesen Spielhallen aushalten. Da Glücksspiel mit Geldpreisen in Japan übrigens verboten sind, wird dies umgangen, indem man Sachpreise gewinnen kann.
Manga Läden und die Ü18-Abteilung mit Ecchi und Hentai
Natürlich besuchten wir auch die Einkaufszentren mit ihren vielen kleinen Läden. Auch hier bemerkten wir wieder eine Vielzahl an Automaten, aber auch eine Menge an Shops für alle möglichen technischen und elektronischen Geräte, Animes, Cosplay Artikel – und natürlich eine Menge Mangas.
Wir besuchten zwei riesige Stockwerke mit Tausenden von Mangas, ordentlich aneinandergereiht. Wir stöberten uns durch die verschiedenen Regale – und sogar ich erkannte ein paar Mangas wieder von Animes, die in Deutschland ausgestrahlt worden waren. Ähnlich wie in dem vorigen Laden mit den Glasvitrinen gab es auch hier eine 18+ Abteilung. Meine Freundin und ich wollten einen Blick hineinwerfen. Wir waren die einzigen Frauen in der Abteilung – kein Wunder, denn die Magazine waren eindeutig auf eine männliche Zielgruppe ausgerichtet. Diese Art von Mangas werden Ecchi oder Hentai genannt. Ecchi ist die Softversion, welche mit sexuellen Anzüglichkeiten spielt, aber auch Hintergrundgeschichten und Charaktere einbezieht. Hentai ist dagegen quasi ein Porno in Comic-Version. Einige der Magazine erlaubten einen kurzen Blick hinein. Ich war überrascht, dass einige der Mangas die Genitalbereiche mit Hilfe von schwarzen Balken verdeckten – also quasi eine Art zensierter Porno. Die meisten Hefte waren allerdings in Plastik eingeschweißt, aber die Cover verrieten bereits genug über den Inhalt.
Kreiere deine eigene Puppe
Zwei weitere Etagen waren mit Puppen in allen Größen gefüllt. Sie waren aus verschiedenen Materialien wie Plastik oder mit Porzellan-Gesichtern, Barbie-artig, im Manga-Stil oder auch gesichtslose Puppen, die man sich selbst zusammenbauen konnte. – Soweit ich sehen konnte, waren alle Modelle weiblich. Die meisten von ihnen mit den typisch großen Puppenaugen, langem Haar, in kurzen Röckchen – unschuldig und süß-aussehend. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, welche Zielgruppe hier eigentlich angesprochen werden soll, doch ähnlich wie bei den Figuren vermute ich, dass die wenigsten für Kinder zum Spielen gedacht sind. Natürlich konnte zu jeder Puppe auch noch weiteres Zubehör wie Accessoires, Kleidung, Haarfarben oder auch Möbel gekauft werden. Da waren sogar ganze Puppensets, um seine eigenen Puppen aus verschiedenen Körperteilen zusammenzubauen, wie der Augen- und Haarfarbe, bis zur Größe der Brüste. Zumindest gab es diesmal auch eine männliche Version.
Sex-Shops und verbotene Stockwerke
Mit dem Besuch eines “Vergnügungspark für Erwachsene” landeten wir in einem Sex-Shop – oder um genauer zu sein eigentlich sogar sowas wie einem “Sex-Kaufhaus“. Die Läden waren riesig. Der, in dem wir waren, hatte fünf Stockwerke, zwei für Frauen, drei für Männer. Folglich war die Auswahl auch sehr groß. Aber ich würde sagen, insgesamt war es schon sehr ähnlich zu den Sex-Shops, die ich aus Deutschland kenne. Allerdings gab es drei Stockerwerke, die nur für Männer waren – und zwei dieser Stockwerke verboten Frauen tatsächlich, sie überhaupt zu betreten. Sogar der Fahrstuhl wurde bewacht, um sicherzugehen, dass sich niemand unerlaubt hineinschleichen konnte. Da ich nur mit Freundinnen in Tokio war, habe ich nicht rausbekommen, was sie auf den zwei Stockwerken verkaufen. Natürlich hatten wir unsere ganz eigenen Vermutungen, vor allem weil wir es alle ziemlich seltsam fanden, dass uns der Zutritt zu dem Teil des Ladens verwehrt wurde.
Maid Cafés
Japan ist bekannt für seine Maid Cafés – und soweit ich gehört habe, wurden sie sogar in Akihabara erfunden. Das Personal in diesen Cafés tragen Cosplay Kostüme und servieren besonderes und süßaussehendes Essen – bspw. geformt wie Tiere. Die bekanntesten sind die Maid Cafés, in denen Kellnerinnen wie elegante französische Dienstmädchen gekleidet sind. Das männliche Äquivalent dazu sind die Butler Cafés, aber ich glaube, diese sind weitaus weniger verbreitet.
Ich habe auf den Straßen von Akihabara eine Menge Mädels gesehen, die in ihren Maid-Kostümen Flyer verteilt und so versucht haben, Touristen in ihre Cafés zu locken. Die Konkurrenz ist jedoch hoch und die meisten der Eingänge versteckt auf den höheren Stockwerken der vielen Hochhäuser.
🚌 Wie du nach Akihabara kommst
Wenn du Akihabara besuchen möchtest, kannst du einfach die Metro Linie Hibiya bis zur Haltestelle H16 nehmen. Eine andere Möglichkeit bietet die JR-Linie. Dort kannst du zwischen der Yamanote-Linie, Keihin-Tohoku-Linie oder Sobu-Linie wählen. Die Haltestelle heißt ebenfalls Akihabara. Wenn du die Station erreichst, folgst du der Beschilderung in die Richtung des “Electric Town Gate”. |
❗️ Ein letzter Kommentar
Ich habe den Artikel vor allem geschrieben, weil ich Akihabara als ein sehr lebendiges, aufregendes und für mich auch ungewöhnliches Viertel der Metropole Tokio kennengelernt habe. Auf die sexuelle Darstellung von Frauen wollte ich dabei ursprünglich nicht eingehen – in erster Linie, weil ich mich nur grob mit der Rolle von Sexualität und dem Frauenbild Japans „auskenne“ und zweitens, weil ich auch nur sehr kurz in Tokio war. Das Thema aber komplett zu ignorieren fand ich auch schwierig, da es eben sehr präsent ist. Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage, dass ich mich durch die Figuren, Puppen und Mangas, auch wenn sie sicherlich kontrovers sind, nicht persönlich angegriffen gefühlt habe, weil ich mich an der Stelle auch vollkommen von der Art der Darstellung distanziert habe. Da ich als Westeuropäerin aber weder über Japan noch seine Menschen oder Kultur urteilen möchte, zumal ich dafür einfach nicht qualifiziert bin und das auch das Schauen von zwei Dokus und das Lesen von drei Fachartikeln nicht groß ändern wird, habe ich mich dazu entschlossen in diesem Artikel nicht weiter auf die Darstellung der Frauen (besonders im sexuellen Kontext) einzugehen. Der Artikel ist komplett subjektiv und spiegelt mein Empfinden im Moment des Besuches wider. Falls du allerdings Japaner*in sein solltest oder dich in anderer Weiße angesprochen fühlst, nutze gerne die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen oder schreibe mir privat. |
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